Einnässen (Enuresis)

Was ist das?

Unter einer Enuresis versteht man das unwillkürliche Einnässen während der Nacht oder am Tag. Es betrifft hauptsächlich Kinder, kann sich im Ausnahmefall aber auch bis ins Erwachsenenalter fortsetzen. Bereits bei Säuglingen ist die Blasenfunktion mit seiner Speicher- und seiner Entleerungsphase entwickelt und intakt. Ein Baby kann Urin halten und die Blase physiologisch entleeren. Kinder können jedoch erst ab dem zweiten bis dritten Lebensjahr den Zeitpunkt der Blasenentleerung selbstbestimmen. Dabei ist der Zeitpunkt des „Trockenwerdens” sehr unterschiedlich. Ist der neurologische Reifeprozess verzögert, wird das Kind erst zu einem späteren Zeitpunkt trocken. Statistisch sind bis zu 10% aller Kinder bis zum 6. Lebensjahr noch nicht trocken, 3–5% bis zum 10. Lebensjahr. 

Diese genetisch bedingte Reifestörung ist durchaus vererbbar. 30–40% der enuretischen Kinder haben einen Elternteil, der gleiches von seiner Kindheit berichtet. Typischerweise betrifft das nächtliche Einnässen meist Kinder mit einem ausgesprochen tiefen Schlaf. Diese Kinder nässen meistens in den frühen Morgenstunden ein, wobei sie nie aufwachen. Die Urinmenge ist oft groß, d.h., die Blase entleert sich komplett. Manchmal haben diese Kinder auch Schwierigkeiten, tagsüber sollständig trocken zu werden . Dies Kinder „verspielen” sich und vergessen den Toilettengang einfach.

Diagnostik

Natürlich ist bei einer Enuresis der Beschwerdeverlauf sehr wichtig – etwa, ob das Einnässen erst später – also neu – aufgetreten ist, oder ob es kontinuierlich seit der Geburt besteht. Zunächst sollte ein Trink- und Miktionstagebuch geführt werden. Dieses dient zur Diagnoseabschätzung und zur Motivation während der Therapiephase. Außerdem müssen körperliche Erkrankungen ausgeschlossen werden. Daher führen wir neben einer körperlichen Untersuchung auch eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Harnblase durch. Mit einer Harnstrahlmessung können indirekt Engen der Harnröhre und des Blasenhalses ausgeschlossen werden. Eine Urinanalyse ist obligat, insbesondere zum Ausschluss eines Harnwegsinfektes. Weitergehende Untersuchungen sind nur sehr selten notwendig.

Therapie

Meistens lösen sich bei Eltern und Kinder nach Ausschluss weitergehender Erkrankungen die Sorgen in Luft auf. Es liegt schließlich keine Krankheit im eigentlichen Sinne vor. Letztlich würde sich auch ohne Therapie normalerweise die Harnkontinenz irgendwann einstellen. Trotzdem gibt es Möglichkeiten, diesen herbeigesehnten Zeitpunkt vorzuverlegen. Hierfür arbeiten wir mit Tricks, mit denen das betroffene Kind trocken durch die Nacht kommt. Dabei spielen vor allem Lernprozesse eine große Rolle, bei denen das Kind nach und nach lernt, wann es aufs Klo gehen muss, um nicht mehr einzunässen. Darüber hinaus können wir unter Umständen eine medikamentöse Therapie einsetzen, mit der das Kind trocken bis zum nächsten Morgen durchhalten kann.