Hodenhochstand

Was ist das?

Während des embryonalen Wachstums werden die Hoden des Mannes in der Bauchhöhle angelegt. Sie liegen dort im Unterbauch an vergleichbarer Stelle wie der Eierstock der Frau. In den letzten drei Monaten der Schwangerschaft kommt es im Zuge der Reifung zu einem Herunterwandern (Deszensus) beider Hoden von der Bauchhöhle über die Leistengänge in den Hodensack. Hierbei nehmen die Hoden das Bauchfell mit, es bildet weiter die Auskleidung , die „Hülle” im Inneren des Hodensackes. Weiter werden die Hoden von einem kleinen Teil der Bauchmuskulatur begleitet. Im weiteren Verlauf der Reifung fixieren sich die Hoden am unteren Pol des Hodensackes. Der Sinn dieser Verlagerung liegt darin, dass die Temperatur im Hodensack geringer ist als die Temperatur der Körperhöhle. Man nimmt an, dass die Samenzellen diese niedrigere Temperatur zur Reifung benötigen. Die komplette Verlagerung der Hoden ist bei ca. 90–95% der Knaben mit der Geburt abgeschlossen. Auch ein Deszensus innerhalb der ersten 12 Lebensmonate ist aus Sicht der Hodenreifung akzeptabel.

Erreichen die Hoden bis zu diesem Zeitpunkt nicht ihre korrekte Lage, liegt ein Hodenhochstand vor. Ein absoluter Hodenhochstand beschreibt eine dauerhafte Hodenlage oberhalb des äußeren Leistenringes. Mildere Formen des Hodenhochstandes sind der Gleithoden und der Pendelhoden. Mit dem Ausdruck „Gleithoden” meint man eine Hodenlage, welche meistens einem Hodenhochstand entspricht. Der Hoden kann durch Zug in den Hodensack verlagert werden, jedoch gleitet er immer wieder sofort in die Ausgangsposition zurück. Ein „Pendelhoden” entspricht der schwächsten Form der Hodenreifungsstörung. Hierbei liegt der Hoden normalerweise im Hodensack, kann aber bei Belastung oder Kälte durch den Hodenhebermuskel in den Leistenkanal hochgezogen werden. Wird der Hodenhochstand nicht korrigiert, kann eine Minderung oder der Verlust der Fruchtbarkeit im Erwachsenenalter drohen. Statistisch steigt damit auch die Wahrscheinlichkeit einer späteren Hodenkrebsbildung.

Diagnostik

Die genaue Lage des Hodens kann häufig durch eine körperlichen Untersuchung und einer Ultraschalluntersuchung bestimmt werden. In manchen Fällen muss zur Lageermittlung auch eine Röntgenuntersuchung (MRT oder CT) erfolgen.

Therapie

Ein Hodenhochstand, der länger als die ersten 12 Lebensmonate besteht, muss behandelt werden. Hier zu zählen der absolute Hodenhochstand und der Gleithoden, nicht aber der Pendelhoden. Die urologischen Fachgesellschaften empfehlen eine Korrektur der Hodenlage bis spätesten zum achtzehnten Lebensmonat. Bei späterer Korrektur steigt die Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit. Zunächst wird versucht, medikamentös mit einem Hormon über ca. einen Monat die Hodenreifung zu beschleunigen. Häufig erfolgt dann innerhalb von weiteren zwei Monaten die komplette gewünschte Verlagerung des Hodens. Gelingt dies nicht, muss der Hodenhochstand operativ korrigiert werden um die Voraussetzungen für eine normale Fruchtbarkeit zu schaffen.