Eine normale Harnblase kann ca. 500 ml Urin speichern. Die Harnblasenfunktion unterteilt man funktionell grob in die Speicherungs- und die Entleerungsfunktion. Die Steuerung und Regulierung dieser Blasenfunktionen ist schwierig und komplex. Einerseits verlangt die Urinspeicherung einen drucklosen Harnblasenmuskel sowie einen ausreichenden Verschlussdruck. Andererseits müssen diese Verhältnisse bei der Harnblasenentleerung komplett umgekehrt werden. Aufgrund der komplexen Steuerung der Blasenfunktionen ist die Ursachenforschung der Funktionsstörung manchmal langwierig und schwierig und bezieht neben der Urologie auch die Neurologie und bei Frauen die Gynäkologie mit ein.
Wenn die Speicherfunktion der Harnblase gestört ist, bedeutet das für den Patienten, dass er nicht mehr eine genügend große Menge Urin hinreichend lange speichern kann. Die typischen Symptome sind das häufige Urinieren kleiner Mengen Urins, das nächtliche Urinieren, der besonders starke Harndrang oder auch die Inkontinenz. Bei einer Störung der Harnblasenentleerungsfunktion kann die Harnblase nicht ausreichend schnell oder nur unvollständig entleert werden. Als Resultat verbleibt Restharn in der Harnblase. Auch hierbei ist es möglich, dass nur geringe Urinmengen uriniert werden oder im schlimmsten Fall eine (Überlauf-)Inkontinenz entsteht. In beiden Fällen bedeuten diese Veränderungen für den Betroffenen eine starke gesundheitliche und soziale Einschränkung.
Zunächst führen wir eine systematische Patientenbefragung durch. Hierzu gehören Angaben zur Dauer der Probleme sowie eine genaue Beschreibung der Harnblasenfunktionsstörung, Kenntnis über Vorerkrankungen und Voroperationen. Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung und ggf. eine uro-gynäkologische Untersuchung bei Patientinnen. Eine Urinanalyse ist obligat. Anschließend folgen verschiedene weitere Untersuchungen, z.B. Ultraschall und die Bestimmung der Restharnmenge. Dabei ist es uns zunächst sehr wichtig, einfache und vor allem lokale Ursachen der Störung herauszufinden (z.B. Harnblaseninfektion, Harnblasensteine oder Harnblasentumore, Harnröhrenverengungen, Prostataveränderungen oder Blasenvorfällen bei Frauen). Je nach Befund können weitere Untersuchungen wie urodynamische Messungen oder bestimmte Röntgenuntersuchungen notwendig werden.
Für die vielfältigen Ursachen von Funktionsstörungen stehen uns heute eine ebenso große Anzahl von leistungsfähigen Medikamenten und unterstützenden Therapien zur Verfügung. Eine Funktionsstörung der Blase kann daher erfolgreich behandelt werden. Aufgrund der anspruchsvollen Diagnostik und Auswahl der richtigen Therapie ist uns die individuelle und gemeinsame Planung der Behandlung besonders wichtig.